Am Montag, den 24.02.2025, starteten wir um 8.00 Uhr am Dresdner Hauptbahnhof. Zunächst ging es mit dem Zug bis nach Görlitz, wo wir uns mit unserem Organisator Herrn Zinnow von der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung getroffen haben. Weiter ging es nun mit dem Bus bis zu unserer Unterkunft, der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswięcim (Auschwitz). Nach dem Abendessen folgte eine gemeinsame Kennlern- und Einführungsrunde in das Programm der nächsten Tage.
Am nächsten Tag, Dienstag, den 25.02.2025, besuchten wir den ersten Teil der Gedenkstätte des KZ Auschwitz (Stammlager I), wo wir in einer dreistündigen Führung einen ersten, zu dem Zeitpunkt noch völlig surrealen, Eindruck des Grauens dieses Ortes bekamen. Eine Flut von Eindrücken, Informationen und Fakten, über-schwemmte uns. Es ist schwer, wenn nicht gar unmöglich, diese zu verarbeiten, gar zu verstehen. Erst nach einer gewissen Zeit wurde einem bewusst, dass man an genau jenem Ort steht, von welchem man in genau diesem Moment erzählt bekommt – unmenschliche Geschehnisse, darunter Experimente an Kindern und Frauen, Misshandlungen jeglicher Art und hunderttausenden Morde. Vor allem das Lagergefängnis mit dunklen Stehzellen, in denen jegliches Licht fehlt sowie das Krematorium und die Gaskammer, an welcher sich unzählige Kratzspuren erkennen ließen, blieben uns im Kopf.
Es war eine Mischung aus Angst, Ekel und der Unfassbarkeit der Schandtaten des Ortes. Ebenso hinterließen die Ansammlungen von Schuhen, Koffern, Brillen und Haaren der Opfer einen starken Eindruck und es herrschte eine allgemeine Betrübtheit, die allmählich durch den gemeinsamen Austausch untereinander und eine erste Realisation und gar Unverständnis abgelöst wurde.
Nach 3 Stunden war die Führung vorbei und wir liefen zurück zur Internationalen Jugendbegegnungsstätte, um uns bei einem Mittagessen zu stärken. Es fiel aber auf, dass nur die wenigsten Mitreisenden über den Besuch im Stammlager sprachen und sich austauschten. Die Anderen behielten ihre Eindrücke erst einmal für sich, denn der Tag war schließlich noch nicht vorüber. Denn am Nachmittag stand eine Exkursion in die Geschichte des Ortes und ein Besuch der Ausstellung in der Synagoge auf dem Programm. Wir lernten auf dieser Stadtführung den Ort Oswięcim unter dem Motto: „Auschwitz - gestern und heute“ besser kennen und verstehen.
Am Mittwoch, den 26.02.2025, begaben wir uns mit dem Bus nach Auschwitz-Birkenau. Das an diesem Tag besuchte Lager Auschwitz-Birkenau, ist nichts anderes als die absolute Überdimensionierung der Vorstellung eines Konzentrationslagers. Das knapp 200 Hektar großen Gelände wird langsam wieder zu Feld und Wald, wo einst hunderte von Holzbaracken standen, ursprünglich konstruiert um als Pferdestall der Wehrmacht zu dienen. Umsichtig beschrieb uns unser Guide wie sich das Lager über Monate hinweg zur immer effizienteren Tötungsmaschinerie entwickelte, wie diese für ganze Genozide, unmenschlichste Folter für grausame „medizinische Experimente“ von Josef Mengele genutzt wurde.
Wir besichtigten die Häftlingsbarracken, modrig riechende Holzgebäude und bekamen einen Eindruck davon, unter welchen grausamen Bedingungen die Menschen leben mussten. Dabei standen vor allem Krankheit und Elend im Vordergrund. Auch die Sanitäranlagen machten deutlich, wie unmenschlich das Leben im KZ gewesen sein muss. Später erreichten wir das ehemalige Krematorium und die dazugehörige Gaskammer des Lagers, zwei unberührte Steinruinen, in ihrem zerstörten Zustand nicht angerührt, aus Respekt vor den unzähligen Opfern, deren Überreste zum Teil immer noch dort verweilen.
Unser Guide führte uns durch den Abschnitt „Kanada“, wo Häftlingsgut durchsucht und zur Weiterverwertung sortiert wurde. Wir besuchten auch eine der Kinderbaracken. Es ist schwer zu begreifen, wie hier hunderttausende Kinder in Elend und Leid zu leben hatten, wie sie ihre Kindheit nicht ausleben konnten, sondern sich oftmals zu Tode arbeiten mussten. Ähnlich wie in den anderen Baracken, befanden sich auch hier die Stärksten in den oberen „Betten“, einfache Holzplatten, während die Kranken und Schwachen unten bei Kälte und Nässe verbleiben mussten. Und abermals wurde uns klar, dass dieses Konzentrationslager in jeder Hinsicht ein Ort der Hölle war.
Nachmittags begaben wir uns erneut in das Stammlager I, wo wir individuell die Länderausstellungen besichtigen konnten. Vor allem die Shoah-Ausstellung hinterlässt dabei einen bleibenden Eindruck. Das „Buch der Namen“, ein mehrere Meter dickes Buch mit Namen der Opfer steht in einem Raum, einen Raum zuvor erklingen Kindergesänge, an den Wänden sind Zeichnungen, die Geschehnisse von Auschwitz aus Kinderaugen. Die Länderausstellungen erzählen die Geschichten von Individuen, darunter Sinti und Roma, Menschen aus Ungarn, den Niederlanden, Juden und Jüdinnen. Und sie alle verdeutlichen uns abermals, dass ganze Familien, Geschichten und Leben während des Holocausts ausgelöscht wurden.
Am Donnerstag, den 27.02.2025, folgte der Besuch von Schloss Pless. Hier konnte vollständige und unendlich reiche Inneneinrichtung der Familie Hochberg-Pless besichtigt werden. Hinzu kamen die Räume, welche Kaiser Wilhelm II. während des ersten Weltkrieges hier bewohnt hatte, und eine Ausstellung zur „Diana der Jahrhundertwende", Fürstin Daisy von Hochberg-Pless. Am Nachmittag folgte eine ausführliche Reflexionsrunde
Nachdem sich die Gruppe ausgiebig mit der Thematik Holocaust auseinandersetzte, erfolgte am Freitag, dem 28.02.2025 ein Ausflug nach Krakau – eine der größten, vielseitigen und schönsten Städte Polens. Dort konnten wir mit einer Stadtführung, speziell im jüdischen Viertel „Kazimierz“, viel Wissen über die historische und politische Bedeutung dieses Ortes erlangen. Unser Ziel unserer Führung war dieses jüdische Viertel Kazimierz. Bis zum Zweiten Weltkrieg wuchs die jüdische Bevölkerung in Krakau bis zu einem Viertel der Gesamtbevölkerung der Großstadt an und unterteilte sich in verschiedene jüdische Konfessionen. Ein gesellschaftliches Zentrum dieses Stadtteils ist die Remuh-Synagoge, welche wir leider nicht von innen besichtigen konnten. Neben diesem bedeutenden jüdischen Gebetshaus befindet sich ein jüdischer Friedhof. Der Remuh-Friedhof stellt als letzte Ruhestätte des Rabbiner Moses Isserles eine Pilgerstätte für Juden aus aller Welt dar.
Der wesentliche Teil unserer Führung auf dem Weg nach Kazimierz stand unter dem Motto „das mittelalterliche Krakau“. Wir waren beeindruckt von der malerischen Kulisse dieser im Krieg unzerstört gebliebenen polnischen ehemaligen Königsresidenz. Wir konnten die wichtigsten Bauwerke (z.B. Stadttore und Wehranlagen, Tuchhallen, Universitätsgebäude, Kirchen, Wawel usw.) der Innenstadt sehen und bewundern. Die freie Zeit, die jeder nutzen konnte, um für sich ganz persönlich die Stadt zu erkunden, war eine willkommene Ablenkung und brachte uns teilweise wieder auf andere Gedanken. Am Abend speiste die Gruppe noch gemeinsam bei jüdischer (Klezmer) Musik im jüdischen Lokal „Ariel“ zu Abend.
Die Heimreise stand am Samstag, den 01.03.2025, an.
Es war keine normale Kurs- oder Klassenfahrt, wie man Sie kennt, doch insgesamt vermutlich für viele von uns ein ziemlich gelungener Rahmen für ein solches Vorhaben. Insofern möchten wir nochmal ganz besonders Herrn Zinnow für seinen großartigen Einsatz danken. Wir hoffen, dass es noch viele solcher spannenden Fahrten geben wird und können allen ernsthaft interessierten Schülerinnen und Schülern empfehlen, sich dafür zu engagieren und dabei zu sein. Das größte Dankeschön geht aber an die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler selber, die Interesse und Begeisterung gezeigt haben. Die Erfahrungen und das Gesehene werden uns in sehr guter Erinnerung bleiben. Danke, dass ihr an der AFBB lernt.